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2009, Die mittelalterliche Stadt erforschen – Archäologie und Geschichte im Dialog
Armand Baeriswyl/Georges Descoeudres/Martina Stercken u.a. (Hrsg.), Die mittelalterliche Stadt erforschen – Archäologie und Geschichte im Dialog (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 36), Basel 2009.
2000 •
2019 •
Kunst und Archäologie im Dialog ist die Masterarbeit von Gregor Andzelm, vorgelegt im Studienschwerpunkt Theorie und Geschichte der HfbK Hamburg. Der im Titel vorgeschlagene Dialog zwischen beiden Disziplinen beschreibt ein gemeinsames Diskursfeld, welches zum einen geschichtliche Forschung als gesellschaftlichen Auftrag begreift, zum anderen museale Repräsentationen als fragmentierte Übertragungen einer kollaborativen Feldpraxis betrachten. Wissenschaftliche Taxonomien werden als einem historisch bedingten Wandel unterliegende Konventionen verstanden und einer Assemblage-Strategie gegenübergestellt, welche sowohl Zeiten als auch gesellschaftliche Schichten als nebeneinander auf einer Oberfläche agierend behandelt. Im Zuge dessen wird nach einer gegenseitigen Beeinflussung beider Disziplinen gesucht, die sich durch eine wechselseitige Übernahme von Methoden und Verfahren äußert. Begonnen wird dabei mit der Analyse sprachlicher Sinnbilder und metaphorischer Bezüge zur Ausgrabungspraxis. Welche sprachlichen Bilder offenbaren Grundannahmen darüber, was Archäologie ist? Geschichtswerdungsprozesse werden befragt, indem Zugänglichkeit zum Forschungsprozess im Fokus steht. Zentral steht dabei die Frage: Wer arbeitet/ forscht wozu und für wen? Die Arbeit bemüht eine Verschiedenstimmigkeit aus archäologischer Theorie und Praxis, gemeinsam mit künstlerischen Fragestellungen im Sinne des artistic research. Wie ist eine künstlerisch-wissenschaftliche Arbeitsweise realisierbar? Im Sinne der Klärung des „dialogischen“ Verhältnisses dieser drei Bereiche, wird versucht möglichst „viele Stimmen zusammenzubringen“. Um dies zu verbildlichen wurde das Layout der Arbeit konzeptuell gedacht: Die herkömmliche Texthierarchie von Haupt- und Nebentext einschließlich der Fußnoten wird – als Entwurf einer offenen, erzählerischen Schreibweise – tendenziell aufgebrochen und in der links- und rechtsseitigen Anordnung der Texte im Buch veranschaulicht. In Anlehnung an die philosophische Dekonstruktion wird ein begriffs- und theoriereiches Diskursfeld eröffnet. Daher ist das Buch hier als pdf in Doppelseiten hochgeladen und liest sich am besten als Printausgabe. Durch Möglichkeiten des Selbstverlags ist das Buch auf Anfrage beim Autor erhältlich. Kontaktdaten befinden sich im Kolophon des Buches.
Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt
Archäologische Untersuchungen auf dem Marktplatz2008 •
Der Marktplatz wies bis zum Quartierbrand von 1377 nur einen Bruchteil der heutigen Grösse auf. Auch danach belegte er bis zur aktuellen Ausdehnung, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand, eine wesentlich geringere Fläche. Zwei Tiefbauprojekte auf dem Marktplatz führten im Jahr 2006 zur archäologischen Untersuchung umfangreicher Reste der älteren Überbauung und lieferten Hinweise zur Topographie des Platzes in den früheren Jahrhunderten.
Vom Ende her denken?! Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen (ICOMOS Hefte des Dt. Nationalkomitees, LXI), Hg. Stefan Winghart und Jörg Haspel
Die Wurzeln der Stadt. Praktischer Umgang mit archäologischen Überlieferungen in der Moderne2016 •
Das archäologische Feld ist ein modernes Phänomen, aber meist kein praktischer Beitrag zur Stadt. So kommt regelmäßig die Frage auf: Wie sollen wir weiter damit umgehen? Welche Rolle können archäologische Relikte in der heutigen Stadt spielen? Kommt diesen Resten, ungeachtet ihres verlo-renen Gebrauchswertes, kulturelle Bedeutung zu, die beim Weiterbauen als Potential dienen kann? Ich möchte hier keinen archäologischen oder spezifisch denkmalpflegerischen, sondern einen ar-chitektonisch-städtebaulichen Blick auf den durch die Archäologie erschlossenen Grund der Stadt richten. Diese älteren, freigelegten Stadtschichten stellen uns heute vor ein Dilemma: Unsere Reaktion da-rauf kann kein vor-bewusstes, traditionelles Arbeiten mehr sein im Sinne konventionellen Weiter-bauens. In den archäologischen Resten ist jede Kontinuität gebrochen, in unserer Praxis mit ihren konstruktiven und ökonomischen Normen lassen sich diese Überlieferungen nicht mehr selbstver-ständlich weiterverwenden. Man kann sie dokumentieren und dann aufgeben, oder aber als kultu-relle Werte neu interpretieren, um damit die oft erheblichen Anstrengungen zu ihrem Erhalt und Schutz rechtfertigen zu können. Das setzt konkrete Vorstellungen von der möglichen Bedeutung dieser Reste für die heutige Stadt voraus: Sine es anschauliche Erinnerungsfragmente? Können sie als strukturbildende Planungsvorgaben dienen, oder als Museum? Als Geschichtslehrpfad? Identi-tätsträger? Bauen auf den Resten der Vorgängerbauten ist ein konstantes Thema der Stadtarchitektur. Alle vor-industriellen Epochen haben dafür charakteristische Methoden und Motive entwickelt: pragmati-sche, symbolische, künstlerische, wissenschaftliche. Erst mit dem Aufkommen der theoretisch-mathematischen Baustatik werden die baulichen Reste der Vorgänger im Untergrund prinzipiell zum Problem. Aus technischen Gründen müssen sie fortan bei Neubebauungen weichen. Gleichzei-tig führt das archäologische Interesse gelegentlich zum umgekehrten Vorgang: zur Beseitigung jün-gerer, oberirdischer Bauten im Interesse der Freilegung unterirdischer Reste. Mit der Entwicklung der Archäologie wurde die historische Stadt in ein Museum ihrer selbst ver-wandelt. Von Schutt und späteren Zutaten befreite Reste erlangten den Status von Denkmalen und nahmen einen vorderen Platz im Stadtraum ein. Wenn wir die geschichtlichen Sedimente der Stadt aber aus dem Blickwinkel des modernen Städtebaus betrachten, erleben wir eine Umdrehung der Perspektive: Bei den Stadtprojekten der Avantgarde standen die historischen Relikte regelmäßig im Hintergrund. Vor einer düsteren Kulisse konnte die neue Stadt umso strahlender auftreten. Die Städtebauer vor hundert Jahren sahen sich genötigt, die alte Stadt buchstäblich von Grund auf zu reformieren. Anhand einiger Stichworte und Beispiele soll geprüft werden, welche Rolle der geschichtlich geprägte "Grund" in städtebaulichen Unternehmungen und Visionen des 20. Jahrhun-derts spielt: Evakuierung, Abschied vom Untergrund, Tabula rasa als Postulat der modernen Met-ropole, Archäologie als Aufklärungs-Metapher, Objet trouvé: Surrealistische Reliquien, Trophäen – Indienstnahme der Relikte, Praktische Aneignung und symbolische Inszenierung, Wiederaufbau und Denkmalpflege, Didaktische Präsentation: die Stadt als Geschichtsbuch. Wertkategorien und Handlungsoptionen: Ein stadtarchäologisches Areal geht mit Abschluss der Dokumentation vom Zuständigkeitsbereich der Archäologie zurück in denjenigen der Stadtbevölke-rung und ihrer Planer, Architekten, Denkmalpfleger etc.. Dabei wechseln die Wertkategorien, denn in der städtischen Praxis spielt ein etwaiger Nutzwert eine entscheidende Rolle. An dieser Schnitt-stelle gilt es deshalb, die unterschiedlichen Maßstäbe und Interessen (didaktisch – ästhetisch – pragmatisch) zu bestimmen und daraus resultierende Konzepte auszuhandeln. Einige Möglichkeiten hierfür sollen an Beispielen verdeutlicht werden.
Halle an der Saale stieg im Laufe des 11./12. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Salzsiedeort und einem wichtigen Handelszentrum auf. Die Wurzeln der Stadt liegen im nördlich benachbarten Giebichenstein, das im 10. Jahrhundert mit Markt- und Münzprivilegien ausgestattet wurde. Diese Rechte gingen an die aufstrebende Stadt über. Stadtarchäologische Untersuchungen der vergangenen 35 Jahre bilden eine tragfähige Grundlage, die Entwicklungsschritte des Ortes im slawisch-deutschen Grenzraum zur Rechtsstadt des ausgehenden Hochmittelalters nachzuzeichnen.
Geschichte und Archäologie: Disziplinäre Interferenzen. Hg. Armand Baeriswyl, Martina Stercken und Dölf Wild, Zürich: Chronos, 2009, 193-202.
Geschichte und Archäologie bei der Erforschung der mittelalterlichen Stadtentwicklung in Ungarn2015 •
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